Auf dem Friedhof, wo wir heute waren, war die Atmosphäre wieder ganz anders, … keinesfalls negativ, es lag dort eine andächtige Stille in der Luft. Auf dem großen Friedhof, wo wir zu Allerheiligen waren, war es ja ziemlich wuselig und eher lebendig, eben auch nicht negativ. Mir ist heute bewusst geworden, dass die Atmosphäre von Friedhof zu Friedhof ganz unterschiedlich sein kann, wir gehen ja eher selten zu den Gräbern, weil die Verstorbenen sind ja eh immer präsent, in unseren Gedanken und im Herzen. Das Grab verbirgt ja „nur“ die menschliche Hülle, die Seele/der Geist eines Lebewesens ist ja ohnehin nicht ans Grab gebunden und lebt weiter. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass manche Leute eben gerade auch deswegen auf den Friedhof gehen, um etwas Abstand zu bekommen, von der ansonsten sehr lauten Welt um sie herum.
Schlagwort: Friedhof
Es war ein wunderschöner, sonniger erster Novembertag, mit einer Luft, so mild, wie im Frühling. Unüberseh— bzw. unüberhörbar war jedoch die Tatsache, dass es Herbst ist, durch die zahlreichen abgefallenen Blätter am Gehsteig.
Philipp wollte das Grab seiner Lieblingsgroßmutter besuchen, also sind wir mit dem Bus raus zum Friedhof gefahren. Es dauerte eine Weile, bis er das Grab fand. Sein Cousin musste ihm telefonisch Anleitung geben. Ich blieb einstweilen auf einer Bank sitzen. Gegen einen Spaziergang war zwar nichts einzuwenden, jedoch dieses Herumirren, mal hierhin, dann wieder umdrehen, dann dorthin, zerrte an meinen Nerven. Da ich aber keine schlechte Stimmung machen wollte, fragte ich ihn ganz einfach, ob hier irgendwo eine Bank wäre, und tatsächlich. So konnte er alleine sich auf die Suche nach dem Grab machen, und ich konnte einstweilen dort sitzen, mich ausruhen und die Umgebung auf mich wirken lassen. Auch hier bin ich froh darüber, dass wir mit dem Wetter solches Glück hatten. Ja, es war ein ziemliches Gewusel dort am Friedhof. Ich empfand die Atmosphäre gar nicht als negativ, sondern eher positiv. Ein Kind lief sogar lachend seinen erwachsenen Begleitern nach. Ja, es war eine freudige Stimmung, man konnte beinahe spüren, dass sich all die Verstorbenen über die Besuche ihrer lebenden Verwandten freuten.
Nach dem, dann doch erfolgreichen Besuch, gönnten wir uns beim Eingang bzw. Ausgang jeder eine Tüte Maroni. Auch, wenn es nicht sonderlich kalt war vom Wetter her, fühlte sich die warme Tüte mit den Maroni in der Hand doch angenehm an. Wir verzehrten sie bei der Busstation, während wir auf den Bus warteten. Wir mussten einmal umsteigen. Es klappte aber alles gut mit den Busverbindungen.
Ja, heute war ein guter Tag.